Kurz geschoren und unkrautfrei?

Erkundigt man sich nach dem perfekten Rasen, würden wohl die meisten sagen: kurz geschoren, saftig grün und unkrautfrei. Doch was bringt der „perfekte“ Rasen eigentlich für Natur und Umwelt? Die OFFENBLATT-Redaktion hat bei Stefanie Birk nachgefragt, die bei der Stadt die Projektleitung Freiraumplanung innehat.

Ausgerechnet aus England kommt die Aktion „No-Mow-May“ – was genau verbirgt sich dahinter?

Stefanie Birk: Die britische Naturschutzorganisation „Plantlife“ hat 2019 den Aufruf gestartet, im Mai den Rasenmäher stehen zu lassen und damit die Umwelt zu schützen. Vor zwei Jahren schwappte die Idee nach Deutschland und die Deutsche Gartenbau Gesellschaft 1822 e.V. waren mit die ersten, die diese Aktion mit unterstützen.
Welches Ziel wird mit der Aktion verfolgt?
Birk: Es geht darum, Insekten ausreichend Nahrungsquellen zu bieten, indem man typischen Rasenkräutern und Wildkräutern wie etwa Gänseblümchen, Günsel und Braunelle die Chance gibt zu blühen und als Nektar und Pollenquelle für Insekten zur Verfügung zu stehen.
Kennt die Natur kein Unkraut?
Birk: Nein. Hier hat jede Pflanze ihre Berechtigung und ihren Nutzen. Beispielsweise sind von den 481 Wildbienenarten, die es in Baden-Württemberg gibt, etwa ein Drittel auf bestimmte heimische Pflanzen spezialisiert. Ohne diese speziellen Blütenpollen kann der Nachwuchs nicht versorgt werden.
Gibt es in Offenburg schon vergleichbare Ansätze?
Birk: Ich bin im vergangenen Jahr auf diese Aktion aufmerksam gemacht worden und hab in meinem Privatgarten Rasenbereiche nicht gemäht. Auf den städtischen Flächen lassen wir diesen Mai geeignete Rasenflächen im Bürgerpark, Georg-Monsch-Anlage und am Pfählerpark stehen.
Wo stößt die Aktion an ihre Grenzen?
Birk: Nicht jede Fläche eignet sich. Etliche städtische Grünflächen sind in den vergangenen Jahren extensiviert worden und werden je nach Typ zwei- bis fünfmal jährlich gemäht. Für uns kommen deshalb nur Rasenbereiche von Parkanlagen in Frage, die nicht von den Bürgerinnen und Bürgern stark genutzt werden.
Was haben Privatleute zu beachten?
Birk: Am besten eignen sich Rasenflächen, die sonst eh nicht genutzt werden. Das heißt auch Teilflächen sind prima geeignet. Diese Abschnitte werden dann einfach im Mai nicht gemäht. Diese Zeitersparnis kann man im Liegestuhl verbringen und die Insekten beobachten. Das hat etwas sehr Entspannendes und man lernt die Natur im kleinsten kennen.
Weitere Infos auf der Internetseite der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V. – www.dgg1822.de

Zurück zur Übersicht