Ein verdammt heißer Sommer – Hitze als Extremwetter ☀️

Meteorologisch gesehen ist der Sommer seit dem 1. September vorbei – die heißen Tage mit weit über 30 Grad Celsius (stellenweise sogar 40 Grad), sind jedoch noch immer so präsent wie selten zuvor. Was schon für uns Menschen nicht so leicht zu verkraften ist, ist auch für Natur und Umwelt eine Herausforderung: Bäume, die schon im Sommer ihre Blätter abwerfen, umgekippte Seen, staubtrockene Äcker und grau-braune Bodenflächen, Ernteausfälle, drohende Wasserknappheit und Waldbrandgefahr – und das sind nur die offensichtlichsten Auswirkungen. Daher müssen sich sowohl Land als auch Stadtgebiete langfristig für anstehende Hitzewellen und weitere Extremwetterereignisse rüsten.

Seit Beginn der systematischen Wetteraufzeichnungen im Jahre 1881 hat sich laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) bis 2019 die durchschnittliche Temperatur in Deutschland um 1,6 Grad Celsius erhöht. Der Schluss, dass die Hitzewellen schlicht auf diese erhöhte Durchschnittstemperatur zurückzuführen sind, greift dennoch zu kurz. Die extremen Hitzetage nehmen zu, weil durch den Klimawandel zusätzlich Luftströme gestört werden, die maßgeblich für unser Wetter verantwortlich sind.

Na klar, warm war es im Sommer schon immer, aber was früher bereits als Extremwetter oder als extreme Hitze wahrgenommen wurde, ist für uns heute schon fast normal. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu verstehen, was der Begriff „Extremwetter“ bedeutet, der so voll und ganz in den Medien und in unserer Alltagssprache angekommen ist.

Kurz: Der Begriff „Extremwetter“ ist grundsätzlich kein meteorologischer Fachbegriff. Er bezieht sich auf den Umstand eines außerordentlichen Wetterereignisses, das nicht nur in der auftretenden Größe und Dauer extrem ist, sondern vor allem in Referenz zu dem betroffenen Gebiet. Extremwetter sind also besonders starke Abweichungen vom Durchschnitt, die am jeweiligen Ort und zur gegebenen Jahreszeit selten sind bzw. extreme Werte aufweisen. Hier in Deutschland rechnet der DWD mit einer weiter steigenden Anzahl von Extremwettern, – d. h. Hitzewellen, starken Stürmen und extremen Regenfällen.

Wie können urbane Räume an Hitze und Klimawandel angepasst werden?

Das Thema Hitze betrifft zwar das ganze Land, besonders stark jedoch die verdichteten urbanen Räume. Die Erklärung dazu ist so einfach wie einleuchtend: Hitzewellen werden nicht nur durch die geografische Lage des jeweiligen Ortes, sondern zusätzlich stark vom sog. Versiegelungsgrad beeinflusst. Je dichter bebaut, desto wärmer, da sich die Gebäude und Straßen tagsüber stärker aufheizen, die Wärme speichern und nachts weniger abkühlen. Hinzu kommen eine verminderte Luftzirkulation und ein reduzierter Luftaustausch durch die starke Bebauung, gepaart mit Abgasen aus Verkehr, Industrie sowie durch Heizen oder Kühlen von Gebäuden.

Diese Überwärmung wird auch als Wärmeinseleffekt bezeichnet und kann zu Temperaturunterschieden von bis zu 10 Grad im Vergleich zwischen Stadt und Umland führen. Durch die luft- und wasserdichte Bodenversiegelung (z. B. durch Straßen und Gebäude) wird darüber hinaus ein Versickern des Regenwassers in den Boden stark erschwert oder sogar verhindert. Das wiederum begünstigt Hochwasser, schadet den Böden, sorgt langfristig für weniger Grundwasser und zum Verlust von Lebensraum für Pflanzen und Tiere.

Anpassungen im Städtebau sind daher unumgänglich, um auf lange Sicht der zunehmenden Hitze entgegenzuwirken. Entsiegelung ist dabei eines der großen Gebote der Stunde. Pflanzen, Grün- und Wasserflächen sowie gezielte Entsiegelung sorgen für natürliche Feuchtigkeit und Verdunstung und wirken damit dem Wärmeinseleffekt entgegen. Ein einziger großer Baum spendet beispielsweise nicht nur Schatten und sorgt für Kühlung unter der Krone, sondern verdunstet im Sommer bis zu tausend Liter Wasser pro Tag, verbessert die Luftqualität und kann Schadstoffe wie Ozon relativ schnell neutralisieren. Laut der gängigen Faustregel senkt ein Hektar Park die Temperatur um ein Grad Celsius.

Weitere Maßnahmen wie freie Frischluftschneisen sorgen für frische und kühlere Luft aus dem Umland, Wasserspiele und Brunnen sowie die Begrünung von Fassaden und Dächern unterstützen zusätzlich.

Auch Offenburg stellt sich diesen klimabezogenen Herausforderungen der Zukunft. Die Landesgartenschau und das hierzu erarbeitete Konzept ist dabei vor allem ein Motor, der die nachhaltige, grüne und zukunftsfähige Stadtentwicklung ergänzend vorantreibt.

Da natürlich nicht alle städtebaulichen Maßnahmen und Planungen von heute auf morgen umgesetzt werden können, ist und bleibt es wichtig, über Akutmaßnahmen bei extremer Sommerhitze zu informieren und aufzuklären. Dazu gehört besonders die frühzeitige Risikokommunikation – speziell für vulnerable Gruppen wie ältere Menschen, kranke Menschen oder Kleinkinder. Viel trinken, Mittagshitze und direkte Sonne meiden, frühmorgens und/oder spätabends richtig lüften, sog. Coolspots (z. B. Grünflächen oder kühle Orte wie Museen oder Bibliotheken) und Trinkwasserbrunnen beachten sowie frühzeitiges Erkennen von Hitzesymptomen wie Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, heißer Kopf und ein steifer Nacken können helfen, auch bei akuten Hitzetagen einen möglichst kühlen Kopf zu bewahren.

 


Quellen und weiterführende Infos:

https://www.ardalpha.de/wissen/umwelt/klima/wetter-meteorologie-extremwetter-klimawandel-100.html (15.09.2022)

https://www.deutschlandfunkkultur.de/hitzewelle-extremwetter-klimawandel-schutz-stadt-100.html (15.09.2022)

https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/hitze-tipps-103.html (15.09.2022)

https://www.derstandard.de/story/2000137553782/wie-die-erdrueckende-hitze-in-staedten-bekaempft-werden-kann (15.09.2022)

https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/364/publikationen/kompass_themenblatt_hitze_stadt_2015_net.pdf (15.09.2022)

https://www.bmuv.de/themen/gesundheit-chemikalien/gesundheit/gesundheit-im-klimawandel/extremwetterereignisse (15.09.2022)

https://www.badenova.de/blog/bodenversiegelung-versiegelte-flachen-und-ihre-bedeutung/ (15.09.2022)

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