Überlingen, Lindau, Wangen: Mitglieder des Offenburger Gemeinderats und der Stadtverwaltung haben vergangene Woche an zwei Tagen mit dem Bus mehrere Landesgartenschauen bereist. Sie sammelten Eindrücke von den Möglichkeiten, die sich einer Stadt durch solch ein Projekt bieten. Dabei wurde erneut deutlich: Das Potential, von einer Gartenschau auf Dauer zu profitieren, ist für eine Stadt riesig. Und: Elf Jahre bis zur LGS 2032 in Offenburg sind eigentlich kein langer Zeitraum – die Stadt muss sich also auf den Weg machen.
Besonders reizvoll war, dass die drei Ziele der Fahrt nicht nur konzeptionell ganz verschieden, sondern auch auf unterschiedlichem Stand waren. Überlingen am Bodensee, das eigentlich schon im vergangenen Jahr eröffnen wollte, aber coronabedingt ein Jahr später starten musste. Lindau mit seiner Insel, das dieses Jahr seine kleine Schau regulär geöffnet hat, und Wangen im Allgäu, wo die LGS 2024 quasi vor der Tür steht.
Vor Ort wurden die Offenburger Gäste fachlich kompetent geführt und erhielten von LGS-Geschäftsführer*innen und Oberbürgermeistern Informationen aus erster Hand.
Die 25.000-Einwohner-Stadt Überlingen punktet mit historischer Substanz und touristisch attraktiver Lage direkt am See. Brauchte es da überhaupt eine LGS? Dies konnte Geschäftsführerin Edith Heppeler deutlich bejahen. Vor allem der neue Uferpark hat die Aufenthaltsqualität auf ein ganz neues Niveau gehoben und kommt als Daueranlage Überlingern wie auch Gästen der Stadt zugute. An anderer Stelle wurden innerstätische Gärten erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das hat sich vor allem bei den Menzinger Gärten gelohnt – eine grüne Oase am Hang mit zauberhaftem Blick auf den Bodensee.
Im bayerischen Lindau (25.000 Einwohner*innen) konzentriert sich die Gartenschau auf die kleine Insel. Wo der malerische Sonnenuntergang früher vor allem Autos beglückte – das Gelände war überwiegend ein großer Parkplatz – dürfen sich jetzt die Menschen an der neu gestalteten Promenade niederlassen und das Wasser sowie die neue grüne Pracht genießen.
In Wangen (27.000 Einwohner*innen) zeigten sich die wohl größten konzeptionellen Parallelen zu Offenburg, auch wenn das zukünftige Areal der LGS dort insgesamt größer ist. Wo in der Ortenau die Kinzig zugänglicher gemacht werden soll, ist es im Allgäu der Fluss Argen. Zudem gibt es in Wangen mit dem ERBA-Gelände ein ehemaliges Spinnerei-Areal, das umgestaltet wird und neue Wohn- und Veranstaltungsmöglichkeiten bieten wird.
Auf der Heimfahrt am Samstagabend dankte Jess Haberer stellvertretend für die Ratsfraktionen für die Organisation der Fahrt. In den Reihen der Rät*innen wurde bereits über die vielen gesammelten Eindrücke diskutiert.
Auch Oberbürgermeister Marco Steffens zeigte sich zufrieden ob der vielen Impressionen. Sein Fazit: „Jede Landesgartenschau ist anders und muss vor allem zur jeweiligen Stadt passen.“ Klar sei, dass Offenburg seinen eigenen Weg definieren müsse. „Was wir von allen drei Städten mitnehmen können, ist, dass sich auch auf dem Weg zur LGS viele zusätzliche Chancen der städtebaulichen Entwicklung ergeben“, so der OB.
Ähnlich sah es Bürgermeister Oliver Martini: „Es wurde bei allen Städten deutlich, dass eine Landesgartenschau ein Stadtentwicklungsprogramm ist und weit über die tatsächliche Ausstellung hinausgeht. Neue öffentliche Räume am Wasser für mehr Lebensqualität wurden in Überlingen und Lindau geschaffen, in Wangen entstehen sie bis 2024. Das ist auch bei uns die große Chance mit der Renaturierung der Kinzig. Den Mehrwert werden die Menschen bereits vor, während und nach der LGS sehen, darauf können sie sich freuen.“
„Es wurde überall deutlich, was für eine große Chance eine Landesgartenschau für die Stadt und deren dauerhafter Lebensqualität ist“, lautete das Resümee von Bürgermeister Hans-Peter Kopp. „Überall habe ich mit Freude vernommen, dass aus vielen zusätzlichen Zuschusstöpfen geschöpft werden konnte, was die Finanzierung deutlich erleichtert hat und mit deren Hilfe auch viele ohnehin erforderlichen Maßnahmen im Zuge der LGS zeitnah umgesetzt werden konnten. Da können wir viel aus der Erfahrung aktueller LGS-Städte lernen und wir haben die Tour genutzt, um Kontakte zu knüpfen und erste Termine zu vereinbaren.“